Einführung in die Briefpostautomation (2)

 

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Einführung in das Sammelgebiet Briefpostautomation

Annahme, Sortieren sowie Transport von Briefen, und dann vor allem der Einzug der Gebühren sind die wichtigsten Verrichtungen der Postbeamten. Sir Rowland Hill löste durch Erfindung der Briefmarke genial die letztgenannte Aufgabe und begründete unser Hobby.

Die Post nutzte zur Briefbeförderung sofort jedes neue Verkehrsmittel: Postkutsche, Eisenbahn, Dampfschiff und schliesslich das Flugzeug. Beim Sortieren und Stempeln der Briefe jedoch überwog noch lange die herkömmliche Handarbeit.

Mechanisierung und Automatisierung der Markenentwertung

Mit zunehmender Bildung und wachsendem Welthandel vergrößerte sich auch die Zahl privater und geschäftlicher Briefe so sehr, dass Pearson Hill, der Sohn Sir Rowlands, im Jahre 1857 der britischen Post eine von ihm entwickelte Stempelmaschine anbot, die 1857 - 58 erprobt, aber noch nicht für verwendbar befunden wurde.

 

 

 

 

Pearson Hill Stempelapparat

 

 

 

 

Abschlag des PEARSON HILL Stempelapparates

 

 

 

 

 

Ähnlich erfolglos waren Charles Rideout und J. C. Azemar, dessen Maschinen 1865 - 73 versuchsweise eingesetzt wurden.

 

 

 

 

 

Abschlag der AZEMAR Stempelmaschine

 

 

In Hamburg wurden 1867-69 die erstenVersuche mit der sog. Hinrichsen-Maschine durchgeführt. Stempelabdrucke dieser Maschine kommen sowohl auf Marken von Hamburg als auch auf solchen des Norddeutschen Postbezirks vor.
Alle diese Belege sind sehr selten und werden von Spezialisten zu hohen Preisen gesucht.

 

 

 

 

 

 

 

Abschlag der HINRICHSEN Stempelmaschine

 

 

Briefe mit Stempeln der nächsten Maschinengenerationen sind in Wühlkisten noch zu fairen Preisen zu finden. Es handelt sich zunächst um die seit 1882 in England und seit 1885 in Berlin und Hamburg eingesetzten »Hoster«-Maschinen.

 

 

 

 

 

 

 

Abschlag der HOSTER Stempelmaschine

 

 

 

 

 

HOSTER Stempelmaschine von 1885

 

 

 

 

 

Um die Jahrhundertwende treten die ersten Flaggenstempel- und die Ganzstempelmaschinen auf, die mehrere Abdrucke anbringen.

 

 

 

 

 

 

 

Abschlag einer Bickerdike Briefstempelmaschine

 

 

 

 

Abschlag der KRAG Bandstempelmaschine

 

 

 

 

 

 

 

 

KRAG Bandstempelmaschine

 

 


Die Post in Italien erprobte um 1955 Apparate, die die Bezeichnung Ganzstempelmaschinen im wahrsten Sinne des Wortes verdienten, denn ihre Entwerterlinien bedeckten die gesamte Briefvorderseite. Zwischen den Ortsstempeln stand der Vermerk "Wichtiger Hinweis/Vermeiden Sie eine solche Entwertung/KlebenSie die Marke/oben rechts hin". Der Versuch wurde bald wieder eingestellt. Die letzten Ganz- oder Bandstempelmaschinen wurden bei der Deutschen Bundespost im Laufe der siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts aus dem Verkehr gezogen.

Gestempelt wurde seit Beginn des 20. Jahrhunderts in Europa und vor allem in den USA maschinell, aber es blieb das maschinengerechte Aufstellen der Sendungen von Hand. Erst in den fünfziger Jahren wurden in Deutschland, England und Japan Versuche unternommen, Briefsendungen durch fotoelektrische Messung des Farbkontrastes zwischen Marke und Umschlag so aufzustellen, dass sie verkehrt herum auf der Oberkante stehen und sich die Marke links unten befindet. Die mit grossen Farbflächen versehenen Dauerserien HeuB III und Bedeutende Deutsche (weiBes Papier) wurden eigens für diese Versuche hergestellt, die im Postamt BERLIN SW 11 stattfanden.

Die Stempel dieser Versuchsanlage trugen von 1959 - 62 die Kennbuchstaben x, y, z nebst einem weiteren Buchstaben im unteren Stempelkreis; ein Stempel war xyz gekennzeichnet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In Japan und auf Formosa wurden die Abbildungen auf Freimarken mit einem stärkeren Rahmen versehen. Die Briten wollten ganz auf Nummer Sicher gehen und versahen die Marken der ersten Elisabeth-Ausgabe (Wilding Serie) zwecks besserer elektrischer Erkennung rückseitig mit Graphitstreifen. Versuchssendungen trugen seit dem 19. 12. 57 den Stempel SOUTHAMPTON »S«. Dienstbriefe und Antwortkarten für den Geschäftsverkehr wurden mit dicken schwarzen Rändern um das königliche Postsymbol bzw. schwarzen Balken rechts und links des Zahlenzeichens der jeweiligen Beförderungsklasse versehen. Belege aus all diesen Praxisversuchen sind noch unter einfacher Briefware zu finden. Japan und Formosa arbeiten im Prinzip noch immer nach dem Hell-Dunkel-Erkennungsverfahren.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Bundespost und das British Post Office gaben sich mit dieser Methode nicht zufrieden und schritten zur Fluoreszenz- bzw. Phosphoreszenz-Erkennung. Für die Versuche in Darmstadt dienten mit Fluoreszenzstoff versehene Marken der Serien HeuB I und II sowie fluoreszierende Wertzeichen der Serie Bedeutende Deutsche, die den Handstempelaufdruck "Entwertet" bzw. "Wertlos" tragen. Der Stempel der Versuchsanlage hatte die Buchstabenkombination xy sowohl im alten Stempel (16) Darmstadt 2 als auch im neuen 61 Darmstadt 2.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Versuchsstempel im Postamt BERLIN 11 hatten an erster Stelle die Buchstaben m, n, o vor einem zweiten. Nach dieser Methode wurden auch die seit 1962 in allen grösseren Postämtern aufgestellten Maschinen mit Fluoreszenz-Erkennung gekennzeichnet. Die Dauerserie Bedeutende Deutsche und alle folgenden Markenausgaben wurden von nun an auf Fluorpapier gedruckt.

 

 

 

 

Fluoreszenserkennung - AEG Firmenstempel auf floursz. Schweizer Vignette

 

 

 

 

 

In Grossbritannien wurden die Graphitmarken vorderseitig mit zwei phosphoreszierenden Streifen versehen. Ausgenommen blieb der Wert für die zweite Beförderungsklasse, der nur einen Streifen erhielt, damit die Maschine diese Briefe »erkannte« und zur langsameren Beförderung selbsttätig aussortierte. Der Stempel SOUTHHAMPTON "S"

 

 

 

 

 

 

blieb im Gebrauch, auch dann noch, als die Graphitstreifen seit 1960 fortgelassen und nur noch Streifen aus neuentwickelten Phosphormixturen verwendet wurden. Zwischenzeitlich wurden britische Marken ganzflächig mit einem Phosphorüberzug versehen. Bei anderen Postämtern, in denen seit 1964 die nun lange genug erprobten ALF-Maschinen (Automatic Letter Facing and Sorting) aufgestellt wurden, wurde in der Regel eine
Buchstaben-Zahlenkombination zur Kennzeichnung gewählt.

 

 

 

 

ALF Maschine aus Grossbritannien

 

 

 

 

 

Um 1980 entwickelte die Österreichische Post ein sog. Schräglicht-Erkennungssystem, das darauf beruht, dass mit Briefmarken frankierte Sendungen schräg angeleuchtet werden, so dass die Perforation der Marken einen Schatten wirft, den das optische Auge der Anlage zu erkennen vermag. Da die Entwicklung des Prototyps zur Serienreife für die Post zu kostspielig geworden wäre, überliess sie das Patent einem der größten japanischen Hersteller von automatischen Briefstempel- und -Sortiermaschinen, der Firma NEC, und kaufte von ihr die Maschinen. In Japan, Österreich, Portugal und einigen anderen Ländern stellten die Postverwaltungen nach Anschaffung von NEC-Aufstellmaschinen für die Briefstempelung und anschließende -Sortierung die kostspielige Herstellung von lumineszierenden Postwertzeichen ein bzw. nahmen sie gar nicht erst auf. Da auch freigestempelte und andere markenlose Sendungen zur Bearbeitung durch die automatische Erkennungseinrichtung moderner Sortiermaschinen lesegerecht aufgestellt werden müssen, werden sie, damit die NEC-Aufstellmaschinen fehlerfrei arbeiten können, durch Aufdruck oder den Freistempelabschlag mit senkrechten dunklen Rastern oder Balkan versehen.

 

 

 

 

 

 

 

Modulare Briefaufstellmaschine

 

 

 

 

 

 

Die Postverwaltungen von Grossbritannien, Schweden, Australien, Neuseeland und Südafrika haben Briefstempelmaschinen herkömmlicher Art fast ganz abgeschafft und entwerten Briefmarken bzw. kennzeichnen Briefe mit dem wesentlich schneller und flexibler funktionierenden Tintenstrahldruck.

Zum Sammelgebiet "Maschinenstempel" gehören auch Abdrucke von Einsätzen in Maschinenstempeln mit Hinweisen, die Marke in die obere rechte Ecke der Sendung zu kleben, damit sie auch ganz sicher vom Abschlag der Maschine getroffen und entwertet wird bzw. darauf, genormte Briefumschläge zu benutzen, damit die Stoffzuführung zur Maschine reibungslos funktioniert

 

 

 

 

 

 

 

Fortsetzung in Vorbereitung